Der Philosoph Peter Bieri (auch bekannt als Romancier unter dem Pseudonym Pascal Mercier) umschrieb Glück sinngemäß einmal als die Fähigkeit, Gegenwart zu empfinden. Die im ersten Moment etwas spröde wirkende Formulierung hat sich, als ich sie vor vielen Jahren las, sogleich tief in mir verwurzelt – zunächst wohl deswegen, weil mir eben diese Fähigkeit wegen überlagernder Erinnerungen an die Vergangenheit und überbordender Befürchtungen die Zukunft betreffend offenbar fehlte. Erst lange Zeit später habe ich, inspiriert durch die Schriften Eckhart Tolles, verinnerlicht, dass sowohl Geschehenes als auch Künftiges ausschließlich in unseren ständig kreisenden Gedanken existiert, das einzig fürwahr Reelle hingegen allein das Jetzt ist.

Für mein Leben wichtige Menschen haben mir verschiedene Wege erschlossen, die in diese Gegenwärtigkeit führen. Sei es Yoga, Atempraxis oder Körperarbeit wie Shiatsu, im Besonderen aber tief empfundene Verbundenheit, die einen wie Fäden umfängt. Mit Suvereto, der den Ort umgebenden Natur und dem nahen Meer habe ich einen Lebensraum gefunden, der es mir leichter macht, präsent zu sein und Präsenz in anderen erleben zu dürfen. Vor allem habe ich durch das Klavier einen wunderbaren Zugang zu meinem Inneren wiederentdeckt, um tief in mir Gegenwart zu empfinden.

Ludovico Einaudi äußerte im Jahr 1990 zu seinem Album „Stanze“ (Räume – der Titel bezieht sich laut Einaudi auf poetische Räume, aber auch die unsichtbaren Räume, die mit dem Geist bewohnt werden): „Stavo scrivendo una serie di brani per pianoforte. Avevo un intento: sottrarre e lasciare spazio.“ („Ich war dabei, eine Serie von Klavierstücken zu schreiben. Ich hatte ein Ziel: weglassen und Raum lassen.“) Minimalistische Melodieführungen werden ebenso wie gefühlvolle Akkordfolgen, die zu Herzen gehen und die Seele berühren, zumeist als Kennzeichen neo-klassischer Musik genannt. Einer Stilrichtung, die nicht überlagern oder überfrachten, sondern pur und echt sein, den Menschen nahe gehen möchte. Die sich mit der Natur verbindet. Die emotionale Momente und damit Einheit schenkt. In ihr hat sich Piano Toscano ganz bewusst einer Musik verschrieben, aus der Stille spricht.